Willkommen im Shangri-La
Shangri-La: Ein Marketing-Gag?
17.09.2017
„Shangri-La“, ein großer Name, ein Name, der hohe Erwartungen weckt. Kann die Stadt Shangri-La diese Erwartungen erfüllen? Das Buch „Lost Horizont“ machte diese Region ab 1933 zum Mythos. Es handelt sich im Roman bei „Shangri-La“ allerdings um einen fiktiven Ort, der irgendwo im Osthimalaya liegen soll.
So gesehen, war es sehr mutig, dass sich die Stadt Zhongdian 2001 in „Shangri-La“ umbenannt hat. Ob sich der Ort damit einen Gefallen getan hat? Sind sehr große Schuhe, die Zhongdian ausfüllen will. Groß geworden ist der 1.300 Jahre alte Ort dank des Handels als Zwischenstopp der südlichen Seidenstraße.
Zuvor hatten sich die Provinzen Yunnan und Sichuan über Jahre einen erbitterten Streit darüber geliefert, wer die Bezeichnung Shangri-La für sich beanspruchen darf, um so Tourismus und Wirtschaft anzukurbeln.
Shangri-La bestand letztendlich gerade einmal 13 Jahre. Im Januar 2014 zerstörte ein verheerendes Feuer den größten Teil der Altstadt. Die Feuerwehr war zwar nach wenigen Minuten da, hatte aber kein Wasser dabei. Als die Feuerwehr endlich wieder mit Wasser zurückkam, war alles zu spät. Die Altstadt ist zwar inzwischen wieder in Rekordzeit aufgebaut, hat aber ein bisschen was von Disney World.
Napa-See: Hier spiegeln sich nicht nur die Berge
Bevor wir uns die Stadt näher anschauen, geht es erst einmal zum Napa-See, der mit 3.270 Metern sogar noch etwas höher liegt als der Ort.
Als erstes „überfallen“ wir wieder mal eine Familie und erfahren einiges über das Leben der hiesigen Minderheit im hintersten Winkel Chinas.
Brautpaare am See
Der See ist auf drei Seiten von Bergen umgeben, die sich im ruhigen Wasser des flachen Sees spiegeln. Das wissen auch die Einheimischen. Während wir den See umrunden, finden mehrere Fotoshootings von Brautpaaren statt. Da der See so flach ist, trocknet er regelmäßig aus. Im Moment ist der Wasserstand allerdings ungewöhnlich hoch, wie ich auf mehrfache Nachfrage von unserem lokalen Guide erfahre.
Schlendern durch die Altstadt
Das Schlendern durch die Innenstadt macht Spaß – trotz des komplett unmotivierten lokalen Guides. Leider müssen wir in der Provinz Yunnan in jedem Ort einen solchen Guide ertragen. Wobei "ertragen" noch beschönigend ist. Von den vier lokalen Guides waren zwei grottenschlecht, einer zumindest bemüht und gerade mal einer recht gut. Was mal als Wirtschafts- und Tourismusförderung (und zur Kontrolle der Touristen?) gedacht war, hat sich zum absoluten Rohrkrepierer entwickelt. Die Guides spulen einfach ihr Programm runter, und erzählen – wenn die überhaupt was erzählen – etwas, das wir schon längst wissen. Wobei "spulen" impliziert Dynamik. Also reden wir mal besser von "leiern". Oder doch eher "würgen"?
Aber gut. Der Vorteil einer Altstadt mit seinen Seitengassen ist der, dass man sich schnell mal absetzen kann. Ich hatte nicht den Eindruck, dass der lokale Guide gemerkt hat, dass wir immer weniger geworden sind...
Der Mann auf dem Foto ist übrigens nicht unser lokaler Reiseführer. Der war weniger dynamisch...
Die größte Gebetsmühle der Welt
Wichtiger Bestandteil des Buddhismus sind die Gebetsmühlen. Die größte der Welt steht oberhalb von Shangri-La. Um diese goldfarbene Gebetsmühle in Gang zu setzen, mache ich mich zusammen mit zehn Chinesen an die schweißtreibende Arbeit und bringe die Gebetsmühle in Gang.
Zu Besuch beim Tempel der 100 Hühner (und drei Hähne)
Anschließend besteige ich einen über 3.300 Meter hohen Berg. Nicht wirklich eine große Leistung, da der Ort ja bereits 3.160 Meter hoch liegt. Oben steht ein Kloster, das drei nette Mönche in Schuss halten, das Kloster der 100 Hühner (und drei Hähne). Dass das Kloster so heißt, hat durchaus seinen Grund. 100 Mal dürft ihr raten. Der Blick auf die Stadt ist von dort oben fantastisch.
Wieder mal Tai-Chi: Mitmachen und Zuschauen machen Spaß
Auch hier gibt es am Abend Musik am Marktplatz, etliche Einheimische und Touristen beteiligen sich am Tai-Chi.
Tibetanischer Hotpot
Wir entscheiden uns heute Abend für einen tibetanischen Hotpot, eine Art Fondue mit Yak-, Huhn- und Schweinefleisch. Wie immer, ist das Essen in China einfach lecker. Diesmal kommt aber noch eine angenehme Atmosphäre dazu. Also doch Shangri-La?
Danach sind wir noch zu dritt in einer Kneipe mit echt guter Musik. Dort treffen wir Mathias, einen Schweizer, der per Velo seit Februar in Richtung Osten fährt. Über die Seidenstraße geht es nach Singapur. Danach vielleicht auch noch weiter. Wer Mathias begleiten will, kann das virtuell auf www.umunum.ch tun.
Kurz vor Mitternacht geht es noch einmal zu den Tempeln und der Gebetstrommel hoch, die jetzt bunt beleuchtet sind.